She4All – 2017: Die Jugend für die Gendergerechtigkeit mobilisieren!

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Der zweite Durchgang des Projekts zur Mobilisierung von Jugendlichen bezüglich der Gendergerechtigkeit hat in der zweiten Februar-Woche Eringerfeld begonnen.

She4All, welches im Schuljahr 2015/2016 zum ersten Mal durchgeführt wurde, hat auch dieses Jahr mit Workshops, die in die Thematik der Gendergerechtigkeit einführen und das Ziel haben, die Jugendlichen zu sensibilisieren, begonnen.

In den Workshops wurden die Geschichte der Emanzipation,  die rechtliche Situation der Frauen basierend auf den Menschenrechten,  die wirtschaftliche Perspektive der Genderungerechtigkeit und auch die Gender-Perspektive in der ,,muslimischen” Welt thematisiert.

Die SchülerInnen hatten durch Rollenspiele, Diskussionen und einen interaktiven Austausch die Möglichkeit sich bezüglich des gesellschaftlichen Problems der Genderungerechtigkeit einen Eindruck zu verschaffen und in den Gruppenarbeitsphasen praktische Lösungsansätze, sowie weiterführende Projektideen auszuarbeiten.

Auch war es sehr erfreulich zu sehen, dass sich viele der She4All-ALUMNI des ersten Durchgangs wieder eingefunden haben und das Projekt unterstützt haben.

Im ersten Workshop wurde ein Überblick zur Geschichte der Emanzipation gegeben. Der Einstieg fand durch ein Rollenspiel statt, welches den Teilnehmenden verdeutlichte, was Vorurteile und Stereotypien verursachen können. Die Workshop-Leiterin Yasemin Aydin verwendete dies, um zu betonen. dass die klassischen Vorstellungen der ,,Männer-hassenden Feministinnen” ebenfalls solch ein Vorurteil darstellen und versuchte im Laufe des Workshops die unterschiedlichen Rollenbilder der Frau im historischen Kontext näher zu bringen. Dabei wurde unterstrichen, dass die Frau sich vorwiegend durch den Mann definierte. Um dies anschaulich darzustellen, wurden Werbe-Videos aus den 50-er Jahren angeschaut und in der Gruppe diskutiert. Der Vergleich von Werbung in der Gegenwart zeigte dabei die Entwicklung des ,,repräsentativen” Frauenbildes in der Gesellschaft dar.

Der zweite Workshop „Women rights are human rights“ wurde von der bekannten Rechtsanwältin, Autorin und Frauenrechtsaktivistin Seyran Ates geleitet. Bei diesem Workshop wurden die She4all- TeilnehmerInnen an den Themenbereich Frauenrechte herangeführt.

Die negativen Folgen des Patriarchats wurden anhand zahlreicher Beispiele dargestellt und die systematische Unterdrückung der Frauen angefangen vom Kindesalter wurde veranschaulicht. Die Rede von Olympe de Gouge, die während der Französischen Revolution sich für die Frauenrechte einsetzte und versuchte sich Gehör zu verschaffen, wurde gemeinsam in der Gruppe analysiert und dabei unterstrichen, dass die tatsächlich umgesetzten Allgemeinen Menschenrechte auch die Frauenrechte gewährleisten- doch dass dies auch historisch gesehen nicht immer und auch heute noch nur teilweise implementiert ist.

In dem dritten Workshop, das von Safiyye Arslan geleitet wurde, ging es um die wirtschaftliche Perspektive der Gendergerechtigkeit. Anhand von Rollenspielen und Fakten verstand es Frau Arslan sehr klar aufzuzeigen, was die Kosten der Genderungerechtigkeit für die Gesellschaft sind.  Die Quoten der Erwerbstätigkeit zwischen Mann und Frau, aber auch der Gender Pay Gap- mit dem Verweis auf den ,,bereinigten“ und  ,,unbereinigten“ wurden aufgezeigt, Probleme solcher Statistiken angesprochen und nochmals festgehalten:

Das Problem der Genderungerechtigkeit kann nicht nur durch Frauenquoten eliminiert werden, sondern es muss eine von Grund auf stattfindende Umstrukturierung vollzogen werden, sodass die bestimmten Rollenmuster nicht reproduziert werden.  Die Workshop-Leiterin unterstrich, dass der vorhandene gesellschaftliche Druck nur durch Sensibilisierung in Bezug auf Gendergleichheit außer Welt geschafft werden kann.  In der Abschlussdiskussion wurde festgehalten: ,,Nicht das Geschlecht, sondern das Talent sollte ausschlaggebend sein!“

In dem letzten Workshop ging es um die Gender-Perspektive in der muslimischen Welt.  Nach dem geschichtliches Hintergrundwissen, angefangen von der präislamischen Zeit Arabiens vorgestellt wurde, ging Yasemin Aydin auf die im Allgemeinen jedem bekannten Klischees über Frauen im Islam ein.  Nach einer Auflistung solcher Klischees stellte sie die theologische Sicht aus islamischer Perspektive zu diesen Klischees vor- um anschließend auf die Diskrepanz zwischen dem Islam an sich und der gelebten Realität in den muslimisch mehrheitlichen Staaten aufmerksam zu machen:

Sie führte das Leid und die Ungerechtigkeit, die trotz religiöser Gewährleistung der Rechte vorhanden sind, auf die fehlende Bildung zurück und verwies auf das Hadis;

„Das Streben nach Wissen ist eine heilige Pflicht für jeden Muslim, Mann oder Frau.“ Aber trotzdem wissen wir alle, dass die sog. Religiös motivierte Taliban in Afganistan alles daran setzt, damit Mädchen nicht zur Schule gehen. Auch ging sie darauf ein, dass die Boko Haram- die übersetzt ,,Bildung ist Haram (verboten)“ bedeutet, und nichts mit den Prinzipien des Islam zu tun hat.

Es wurde festgehalten, dass ein Pauschalurteil über die Genderperspektive im Islam, sowohl im Positiven, als auch im Negativen falsch ist und dass das Problem multidimensional ist.